Tardif de Bourgogne

Die Geschichte klingt fast zu kurios um wahr zu sein:

Diejenigen die uns schon mal besucht haben wissen, dass unsere Familie mütterlicherseits Ihre Herkunft in Frankreich hat.

Und so besuchen unsere Eltern so oft es geht die Verwandtschaft dort, genauer gesagt im Département Haute-Marne. Aber es sollte noch 40 Jahre dauern (genauer im Jahr 2013) bis Sie durch Zufall erfahren haben, dass gar nicht weit von dort, in Rivière-les-Fosses ein kleines Hopfenmuseum steht.

Bis in die 1970er Jahre wurde dort Hopfen angebaut. Die Strukturen waren natürlich andere als wir sie heute im Hopfenbau kennen. Dort wurde in fast jedem Garten hinter dem Haus auf kleinstem Raum Hopfen ganz traditionell an Stangen kultiviert, von Hand gepflückt und getrocknet.

Hopfenernte früher

Mit der Mechanisierung des Hopfenbaus war dieses kleine Anbaugebiet leider nicht mehr konkurrenzfähig und verschwand. Der französische Hopfenbau konzentrierte sich daraufhin auf das heutige Hopfenbaugebiet im Elsass und ein kleineres Anbaugebiet im Norden Frankreichs, nahe der belgischen Grenze.

Geblieben ist nur ein eben jenes Hopfenmuseum.

Der Vater von Geneviève Locher (der heutigen Altbäuerin) und Großvater der heutigen Bewirtschaftergeneration hat schon vor vielen Jahren diese seltsame Kultur ca. 50 km südlich seiner Heimat erblickt, jedoch sagten ihm diese Gerüstanlagen nicht viel. Als aber seine Tochter einen Hopfenbauern aus Tettnang heiratete, war sein Interesse geweckt. Er fuhr dorthin und machte die Bekanntschaft des letzten dort noch verbliebenen Hopfenbauers. Mit Tochter und Schwiegersohn besuchte er Ihn noch mal in den 70er-Jahren, doch ein Jahr später hörte schließlich auch er mit dem Hopfenbau auf. Erst 2013 beim Besuch des Hopfenmuseums in Rivière-les-Fosses erinnerte sich die Seniorgeneration wieder an diesen Hopfenpflanzer und besuchten ihn erneut. Er wusste von einem jungen Bauern zu berichten, der für eine lokale Kleinbrauerei einige Pflanzen des Tardif de Bourgogne angepflanzt hatte.

Von diesem erhielten wir dann freundlicherweise einen Ableger, der so seinen Weg nach Tettnang fand.

Im Folgejahr wurden aus dieser einen Pflanze dann fünf - von Hand geerntet und getrocknet entfaltete der spätreife Hopfen ein unvergleichliches Aroma. Ein zufällig anwesender Brauer mit einem ausgeprägten Faible für solche Raritäten war so angetan von diesem Hopfen, dass er diese kleine Ernte sofort mitnahm um damit sein Pils zu stopfen. Das Ergebnis war höchst beeindruckend, so dass wir die Vermehrung fortführten und im Jahr 2015 die nun 35 Pflanzen in einen richtigen Hopfengarten pflanzten. Der Tardif wurde jetzt schon maschinell geerntet. In Raschelsäcken getrocknet und als komplette Hopfendolden verteilten wir diesen an einige interessierte Brauer in Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien und die U.S.A..
2016 soll die Anbaufläche weiter ausgedehnt werden und geht damit erstmals über das Stadium des Versuchs hinaus.

Premiere für die Öffentlichkeit für den Tardif de Bourgogne ist anlässlich der Braumesse Salon du Brasseur in Saint-Nicolas-de-Port vom 8.-9 April 2016.
Wir halten euch auf dem Laufenden....

Eine Beschreibung des Tardif de Bourgogne aus der Literatur:

SELECTION Probably clonal selection from a French land race
GENUS Humulus
SPECIES lupulus
CULTIVAR Tardif de Bourgogne
PEDIGREE Unknown
ORIGIN Probably clonal selection
REFERENCES T. Wagner, ea.: Gene Pools of Hop Countries. Zalec, Yugoslavia, 1978, p. 33;
MATURITY Late
LEAF COLOR Dark green
SEX Female
DISEASES Downy Mildew: moderately resistant
VERTICILLIUM WILT unknown
VIRUSES unknown
VIGOR Fair to good
YIELD Medium, 1200-1600 lbs/acre
SIDE ARM LENGTH 12-20 inches
ALPHA ACIDS 4.3% (3-year range: 3.1-5.5)
BETA ACIDS 4.8% (3-year range: 3.1-5.5)
COHUMULONE 20%
STORAGE STABILITY Good, retained 66% of original alpha acids after 6 months room temperature storage
OIL 0.65 ml/100 g (3-year range 0.49-0.73); moderately low H/C ratio (2.60 average); contains no farnesene
MAJOR TRAITS European-type hop aroma
Tardif Ernte mit dem Ladewagen Tardif Dolde Tardif Trocknung Tardif Ernte